die ersten Tage im Projekt
So, nach einigen Tagen habe ich es mal wieder nach Limon geschafft und mich ins Internetcafe gequetscht. Leider haben wir diesmal ein anderes (etwas abgeranzteres) aufgesucht und mussten feststellen, dass es zwar noch Slots fuer Floppy-Discs hat aber nicht fuer SD-Cards, daher diesmal leider wieder keine Fotos. Dafuer aber ein paar Zeilen zum Projekt und zu einigen Erlebnissen.
Zuerst einmal: das Erdbeben vor einigen Tagen hat uns hier nicht betroffen, das Epizentrum lag irgendwo zwischen San Jose und Pazifikkueste. Mit 6.0 scheint es aber ganz schoen gerappelt zu haben. Aber offensichtlich wurde darueber in Deutschland sowieso nicht so gross berichtet.
Am 12. bin ich also in Moin angekommen, eine naechtliche Strandpatrouille gab es leider nicht, da die Polizei, die bei den Patrouillen obligatorisch immer dabei ist, da wir es haeufig mit Wilderern zu tun haben, an diesem Tag keine Beamten dafuer abstellen konnte. Dafuer habe ich mich dann hier im "Rescue Center" mit eingebracht und mich mit um die aufgenommenen Tiere gekuemmert, u.a. Faultiere, ein paar Geoffroy-Klammeraffen und Waschbaerbabies, die die Nacht aber leider auf Grund einer Infektion nicht ueberlebt haben :-( Beim Fuettern des Affen ist es mir dann leider passiert, dass mich eines der Biester angefallen und gebissen hat, zum Glueck nur durch die Hose, sodass ich mit einem violett-roten Gebissabdruck im Oberschenkel davongekommen bin. Seitdem sind wir gute Freunde, naja sagen wir mal, wir arbeiten daran. Da ich von allen Volontaeren am laengsten da bin und die Affen einige Gewoehnungszeit an den Menschen brauchen, habe ich die Ehre, mich auch weiterhin um die Affen zu kuemmern. Mittlerweile schaukelt das Monster mir zwar gelegentlich am ausgestreckten Arm herum, nichtsdestotrotz habe ich noch gehoerigen Respekt.
An meinem ersten Abend hatten wir eine Boa Constrictor im Bad. Die Raeume sind hier alle offen und das Bad sozusagen direkt ueber den Garten erreichbar. In der Kabine des einen Pissoirs lag sie dann da mit ihren unglaublichen 60...Zentimetern. Ich habe mich eher an einen Regenwurm erinnert gefuehlt. Naja, Stoeckchen geholt, Schlange aus dem Bad entfernt und dann war alles ok. Seither schaue ich aber etwas genauer auf den Boden, wenn ich das Bad betrete.
Lustig war uebrigens auch, als wir mittags im Aufenthaltsraum sassen und auf einmal ein Waschbaer mit aller Selbstverstaendlichkeit durch den Raum lief als gehoere er zum Inventar. Tat er wohl auch mal. Der wurde offensichtlich ausgewildert, kehrt aber immer wieder zur Station zurueck und kabbelt sich mit den drei Hunden um den Inhalt des Hundenapfs.
Nun aber zu meiner eigentlichen Arbeit, zu den Schildkroeten. Das groesste Problem sind offensichtlich die Wilderer, die hier regelmaessig die Nester pluendern und nachts sogar die von der Station gebauten Brutstaette ausraubt. Die Eier scheinen wohl ganz gut Geld zu bringen. So haben sie es in den letzten Tagen und vor allem Naechten geschafft, ca. 95% (!) der Nester auszunehmen und gut und gerne 600 Eier zu stehlen. Unsere erste Nachtpatrouille (, um die "in flagranti" gelegten Nester zu verlegen und damit auch vor den Wilderern zu verstecken,) konnten wir allerdings erst gestern Nacht machen, da wir fuer die Patrouille immer Begleitung von der Polizei brauchen, die aber nicht immer Zeit hat. Da gestern Vollmond war und es den meisten Schildis wohl zu hell war, um ihren Nachwuchs am Strand zu vergraben, haben wir leider selbst keine Schildkroeten gesehen, wohl aber ein paar Spuren, breit wie drei Treckerreifen, d.h. die ein oder andere Morla hat es wohl dann doch gewagt. Diese Nester sind aber an einer sicheren Stelle, sodass wir sie nicht verlegen mussten. Gestern haben wir dann die Brutstaette mit Glasscherben praepariert, um die Wilderer vom Ausbuddeln der Nester abzuhalten und siehe da, es hat offensichtlich geholfen. Es hat zwar jemand gegraben aber es dann auf Hoehe der Glasscherben aufgegeben. Wir haben die Glasscherben auf halber Tiefe zur Bruthoehle vergraben. Sobald sich abzeichnet, dass die Kleinen schluepfen, nehmen wir das Glas dann wieder heraus und geben den Weg damit wieder frei.
So, jede Menge Eindruecke, ich hoffe, ihr habt einen ersten Einblick in meine Arbeit bekommen, auch wenn es mit den Schildis ja leider noch nicht so umfangreich war.
Die Muecken hier sind uebrigens die Hoelle. Der sicherste Ort ist eigentlich das Bett, da es durch ein Moskitonetz geschuetzt ist, ansonsten hilft nur die "Dusche" unter Mueckenschutzmittel, nach dem Aufstehen, nach jedem Duschen.
Durch die Hohe Luftfeuchtigkeit ist hier leider mein Rucksack innerhalb von 5 Tagen geschimmelt, mal schauen, wie ich den wieder fit kriege. Der Pelz steht ihm zwar aber gesund ist das bestimmt nicht.
Also dann, mal wieder schoene Gruesse ins hoffentlich sommerliche Deutschland und Euch alles Gute,
Fabian
fabweb am 17. Mai 11
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